Vergleich Unternehmen mit Branche

Natürlich ist es „Luxus“, Wettbewerber unter den Aspekten der Konjunktur zu analysieren und für sie Umsatzprognosen zu machen. Stellen Sie sich also vor, das hier dargestellte Unternehmen wäre Ihres.

Ziele:
– feststellen, ob sich das betrachtete Unternehmen konform mit den Kundenbranchen entwickelt
– optimieren des Ressourceneinsatzes (Arbeitskräfte, Materialwirtschaft) auf Basis der Branchenprognose

Schritt 1: Umsatzentwicklung im Zeitverlauf
Zunächst wird der Umsatz über den Zeitverlauf dargestellt, hier am Beispiel des japanischen Werkzeughersteller OSG (www.osg.co.jp).

(Obwohl das Geschäftsjahr von OSG per November endet wird dieser Wert aus Vereinfachungsgründen hier auf den Dezember gelegt.)

Schritt 2: Konjunkturelle Entwicklung
Konjunkturen (Auf- und Abschwungphasen) verlaufen i.d.R. nicht nach einem zyklischen Muster, so dass sich ein Beobachtungszeitraum von mindestens 7 Jahren empfiehlt um solche Phasen zu erkennen. Dazu werden die Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahreswert ermittelt:

Man kann ein „Auf“ und „Ab“ erkennen, aber eigentlich mehr nicht. Um ein besseres Gefühl für die Entwicklung in naher Zukunft zu bekommen, sollte man nach Möglichkeit einen Blick auf die längerfristige Entwicklung werfen, insbesondere um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Phase 2009/2010 typisch oder atypisch war. (Dabei empfiehlt es sich die Zeitreihe zu glätten, damit das Bild nicht zu unruhig wirkt.)

Es sieht hier so aus als wäre 2009/10 eher atypisch gewesen ist und seit Mitte 2018 verfestigen sich die rückläufigen Wachstumsraten. Der douple dip in 2020 dürfte eine Folge der Pandemie gewesen sein; die hohen Wachstumsraten in 2021 sind damit eher ein gegenläufiger Effekt dazu. Wenngleich 2021 von einer Erholung geprägt ist, wie geht es dann in 2022 weiter?

Schritt 3: Vergleich mit externem Indikator
Egal wie hoch das Wachstum eines Unternehmens ist, man kann über seine Qualität erst eine Aussage machen, wenn man es an einem externen Indikator misst. Dazu bietet sich der Vergleich mit der Branchenentwicklung an, in der man tätig ist, oder mit dem Wettbewerb. Beides sind Elemente meiner Analysen.

Der Geschäftsverlauf von OSG ähnelt sehr gut der Entwicklung der Produktion von Produktionsmaschinen in Japan. (Würde man ausschliesslich die Japan-Umsätze von OSG betrachten, könnte die Übereinstimmung mit dem Indikator noch besser werden. Aus Erfahrungsgründen mit Aufwand und Ertrag/Qualität warne ich aber vor einer zu grossen Detaillierung.) Die Grafik suggeriert darüber hinaus, dass die Minima und Maxima der Branche Produktionsmaschinen zwei oder drei Monate vor denen von OSG liegen. Da zu OSG nur Quartalswerte vorliegen, die Branche aber nur mit einem time-lag von zwei Monaten berichtet, ergibt sich ein gewisser Vorlauf der Indikatorlinie. D.h. die Unsicherheit, die man für die Prognose 2022 aus Schritt 2 noch nicht gelöst hat, scheint nun in eine Phase mit deutlich sinkenden Wachstumsraten überzugehen, die das Jahr 2022 prägen dürfte.

Damit wurden die wesentlichen Schritte schon gezeigt. Die nächsten Schritte verlaufen nach dem gleichen Schema: man würde fragen wer die Hauptabnehmerbranchen besagter Produktionsmaschinen sind und würde bei der Analyse vermutlich feststellen, dass deren Kunden oder Endabnehmer ebenfalls einen kurzen zeitlichen Vorlauf in der Entwicklung haben, wenngleich die Ähnlichkeit (oder Korrelation) der Linienzüge immer weniger exakt werden wird. Überlegt man dann noch, was andere wirtschaftspolitischen Einflussfaktoren (Zinsen, Zölle, Wechselkurse, Konjunkturprogramme etc.) an Auswirkungen haben könnten, kennt man zwar auch nicht die Zukunft (hier das Jahr 2022), aber man kann seinen Kapitalgebern seine Ziele nachvollziehbar darlegen. Insgesamt bekommt man ein besseres Gesamtgefühl.